Ausführlicher Text zur Endnote 33, zitiert sind die gefetteten Textteile
Red. Vorbemerkung: Die folgenden persönlichen Erinnerungen beanspruchen nicht den Anspruch auf objektive Wiedergabe von historischen Abläufen. Diese Erinnerungen mögen stellenweise als übertrieben und einseitig erscheinen. Sie haben sich in dieser Weise stark in das persönliche Gedächtnis eingegraben. Sicherlich gibt es gleichaltrige Zeitzeugen, die diese Zeit völlig anders erlebt hatten.
Ute Hauck-Rapp
Gedanken und Erinnerungen zur Jugendarbeit in St.Bonifatius in den Jahren 73 – 79
Aufbruch und Neuaufstellung
Fazit
Protest und Aufstand gegen konservative gesellschaftliche Normen und Strukturen kennzeichnen die Jahre 73 – 79. Unterdrückung und Ungerechtigkeit werden mit neuen Formen des Widerstands angeprangert.
Der BDKJ ist geprägt von diesem Zeitgeist, auch innerhalb der Kirche werden unglaubwürdig gewordene Hierarchien und Strukturen benannt und bekämpft. Der Ansatz des BDKJ wird mit dem Label ”links” und “aufwieglerisch” versehen und gefürchtet.
Gesehen und anerkannt wurde nicht, dass sich der BDKJ in seinem Engagement gegen Ungerechtigkeiten auf eine konsequente Auslegung der christlichen Botschaft beruft.
Immer mehr Jugendliche wenden sich wegen systematischer Ausgrenzung und Diffamierungen von der Pfarrgemeinde ab. Die Orientierung hin zu autonomen Initiativen und Projekten ist nur eine logische Konsequenz.
Schade, die Gemeinde verliert ihre engagierten Jugendlichen, die brannten für innovative pädagogische Konzepte und Visionen von einer gerechteren Welt. Viele der Ideen und Konzeptionen sind inzwischen in der Pädagogik und Psychologie anerkannt und werden an den Schulen und Hochschulen weitergegeben.
Die Jugend und nachwachsende Generationen haben die Pfarrgemeinde als Erfahrungsraum im Gemeinwesen verloren. Ein Raum, der offen ist für Jugendliche, sich mit ihren Werten und Sinnfragen auseinanderzusetzen, Verantwortung zu übernehmen und sich in ihrer Selbstwirksamkeit zu erfahren.
Persönliches Fazit
Meine Erfahrungen in der Verbandsjugendarbeit haben meine spätere berufliche Tätigkeit entscheidend geprägt. Die parteiliche Jugendarbeit, die umfangreichen Praxiserfahrungen und das Vertrauen in das Potenzial von Kindern und Jugendlichen waren für meine pädagogische Praxis, insbesondere mit benachteiligten Jugendlichen, stets wichtige Grundlage und Türöffner für eine vertrauensvolle Begegnung mit Jugendlichen.
Die christliche Botschaft ist mir wichtig geblieben, eine Gemeinde der ich mich anschließen wollte, habe ich nicht mehr gefunden. Nach all den Diffamierungen, Enttäuschungen und den institutionellen Machtspielchen bin ich vorsichtiger geworden.
Missen möchte ich die Zeit beim BDKJ und der KJG nicht, sie hat mir Richtung gegeben und Kraft für Engagement.